Wenn diese Grundlage für dein Pferd nicht passt, dann ist jegliche Optimierung darum herum – sei es Training, Therapie, Hufbearbeitung oder Ausrüstung – sinnlos. Genauer gesagt: natürlich werden andere Maßnahmen Wirkung haben, aber nicht nachhaltig. Wenn physische oder psychische Probleme ihren Ursprung in unpassender Pferdehaltung haben, dann musst du zu allererst die Haltungsbedingungen verbessern, bevor du andere Änderungen vornimmst. Nur so erzielst du eine dauerhafte Verbesserung für dein Pferd.

Haltung mit PferdeSinn

Eine pferdegerechte Haltung ist das Fundament für ein glückliches und gesundes Pferdeleben. So einfach ist das. Und wenn dieses Fundament wackelt, dann kann auch nichts Stabiles darauf aufgebaut werden.
Wie alles zusammenhängt
Gute Haltungsbedingungen als Basis

Auswirkung auf Gesundheit
Falsche Haltung kann Pferde ganz leicht krank machen. Häufige Problemursachen sind fehlerhafte Fütterung (sowohl unzureichende Qualität der Futtermittel als auch problematische Fütterungskonstellationen), mangelnde Hygiene und schlecht gewählte Böden. Die direkten Auswirkungen sind oftmals Übergewicht oder Hunger, Hufprobleme und beeinträchtigte Stoffwechselfunktionen. In weiterer Folge sind daher auch die Muskulatur, das Fell und natürlich die Psyche betroffen. Vorbeugen ist besser als Heilen und die passende Haltung ist dafür elementar. 🌻
Umgekehrt kann gute Pferdehaltung andere suboptimale Bereiche kompensieren (zumindest in gewissem Maße): körperliche Belastung im Training etwa oder mangelnde Hufbearbeitung.

Auswirkung auf Emotionen und Motivation
Gute Haltungsbedingungen legen aber nicht nur den Grundstein für physische Gesundheit. Eine gute Haltung berücksichtigt auch die Psyche des Pferdes und bewirkt so ein ausgeglichenes und aufnahmefähiges Pferd. Mit so einem Pferd macht Training Spaß: eine stabile pferdige Persönlichkeit ist gewappnet für alltägliche Herausforderungen. Ein solches Pferd ist resistenter gegen Stress, erholt sich schneller und fühlt sich in seinem Körper wohl. Und ein gesunder Körper wirkt sich wiederum positiv auf Motivation und Bewegungsfreude aus. Denn ein ausgeglichenes Pferd kann sich leichter bewegen als ein krankes/steifes/gestresstes Pferd.


Was heißt „pferdegerecht“?
Grundbedürfnisse
Pferde sind soziale Fluchttiere und Dauerfresser. Damit lassen sich bereits die wichtigsten Parameter für artgerechte Haltung ableiten. Pferde benötigen:
- Sozialkontakte (andere Pferde, mit denen sozial interagiert werden kann)
- 24h freie Bewegungsmöglichkeit
- ständiges Suchen und Fressen von hochwertigem, aber energiearmen Raufutter
- offenes Gelände für freie Atmung, Weitblick, Wettereindrücke

Das sind also die formalen Anforderungen, um den physischen Bedürfnissen eines Pferdes gerecht zu werden. Um auch noch die psychischen Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen, muss
- die Herde ausgewogen zusammengesetzt sein (kein Pferd darf „gemobbt“ werden)
- die Stallanordnung so sein, dass keine Engstellen/Räume ohne Fluchtmöglichkeiten entstehen
- Gefahrenstellen vermieden werden (z.B. rutschige Böden oder niedrige Raumhöhe, da diese zu Vermeidungsverhalten führen können)
- Pferde autonom agieren können – sie also ihre Umgebung selbst wählen und ihren Tagesablauf mitgestalten können (Ruhezeiten, Spielzeiten, Nahrungssuche etc.)
Und genau hier finden sich häufig Probleme. Mittlerweile herrscht – zumindest unter Freizeitreitern – ein breites Verständnis für die physischen Pferdebedürfnisse und Offenstallhaltung ist glücklicherweise am Vormarsch (z. B. in Form von Aktiv-Ställen oder Paddock Trails). Leider ist die (meist gut gemeinte) Umsetzung aber oftmals sehr mangelhaft, etwa hinsichtlich Futterqualität oder hygienischer Bedingungen. Aber nicht jede Mangelsituation ist für jedes Pferd gleich schlimm. Hier kommt nämlich die individuelle Komponente zu tragen.

Individuelle Bedürfnisse
Nicht jedes Pferd ist gleich. Jedes Individuum unterscheidet sich von seinen Artgenossen sowohl in seinem Äußeren, als auch in seinen Charaktereigenschaften. Und dadurch ergeben sich die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Pferdes. Häufig sind es ältere, geschwächte oder vorbelastete Tiere, deren Haltungsanforderungen oftmals etwas „weiter weg von der Natur“ sind. Das kann vielleicht ein phasenweiser Rückzugsort ohne andere Pferde sein. Oder eine Decke. Oder kalorienreiches Futter. Oder eine größere Individualdistanz. Das Individuum geht immer vor! Je besser du dein Pferd kennst, desto besser weißt du welche Faktoren für deinen Liebling besonders wichtig sind. Und, bei welchen Punkten du notfalls Abstriche machen kannst, wenn es den perfekten Stall in deiner Umgebung nicht gibt.




Praktische Umsetzung
Gute Haltung traininiert den Körper
Mittlerweile ist es allgemein bekannt, dass schlechte Haltungsbedingungen dein Pferd krank machen können. Gute Haltungsbedingungen hingegen können die körperlichen Fähigkeiten deines Pferdes sogar verbessern! Dabei spielt die Anordnung des verfügbaren Bewegungsraums eine zentrale Rolle: die Offenstallanlage sollte so konzipiert sein, dass sie größtmögliche Bewegungsanreize für die Pferde bietet. Anstatt einer großen langweiligen Fläche bieten sich daher abwechslungsreiche Areale an, die über Laufwege miteinander verbunden sind. Dieses Konzept nennt man „Paddock Trail“.

Die verschiedenen Bereiche können jeweils einem unterschiedlichen Zweck dienen: beispielsweise kann es Abschnitte zum Liegen, Spielen und Fressen geben. Je mehr Abwechslung gegeben ist, desto mehr werden sich die Pferde bewegen. Eine gute Anlage inkludiert außerdem unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten – z. B. Sand, Naturboden, Schotter, Waldboden –, sowie idealerweise auch Geländeunteschiede (Stufen, Hügel, Baumstämme etc.). Dadurch wird nicht nur die Propriozeption deines Pferdes geschult, sondern es werden auch seine Hufe bestmöglich trainiert. Je mehr verschiedene Bewegungsmuster dein Pferd in seinem Alltag einsetzen muss, desto besser wird seine Bewegungskompetenz werden und desto einfacher euer gemeinsames Training. 💪
Gute Haltung trainiert den Geist
sagte der Schmetterling. „Sonnenschein, Freiheit
und eine kleine Blume
gehören auch dazu.“
„Leben ist nicht genug“,
sagte der Schmetterling. „Sonnenschein, Freiheit
und eine kleine Blume
gehören auch dazu.“
Gute Haltung befriedigt aber nicht nur die körperlichen Bedürfnisse deines Pferdes, sondern auch die geistigen. Das bedeutet, dass sowohl andauernde Langeweile als auch permanenter Stress vermieden werden sollte. Stattdessen sollte der Lebensraums bewusst bereichert werden – das englische Schlagwort dazu heißt „environmental enrichment“. Gerade wenn der Bewegungsraum deutlich begrenzt ist (was oftmals in der Gatschsaison der Fall ist), dann kann über abwechslungsreiche Objekte trotzdem das Bedürfnis nach Bewegung und Beschäftigung gestillt werden. Das können beispielsweise Objekte sein, die über Futter Anreize bieten: das Verstecken von Leckerbissen, verschiedene „Heu-Toys“ oder frische Knabbersachen sind beliebte Beispiele.

Andererseits können aber auch Dinge eingesetzt werden, die nur für ein paar Stunden am Paddock verbleiben und danach wieder entfernt werden: Stangen, Bälle, Hütchen, Raschelsachen uvm. können eingesetzt werden, damit die Pferde damit selbstständig interagieren können. Dadurch wird nicht nur Langeweile verhindert, sondern auch die Intelligenz und Stressresistenz gefördert.

Gut gemeint ist das Gegenteil von gut
Je abwechslungsreicher das alltägliche Umfeld deines Pferdes gestatltet ist, desto ausgeglichener wird es sein – sowohl mental als auch körperlich. Bei all den Vorteilen darf man jedoch nicht vergessen, auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Pferdes in der Herde zu achten. Wichtig ist daher eine gefahrenfreie Umsetzung sämtlicher Ideen, so dass keine Panik in der Pferdeherde oder Stress für einzelne Tiere entsteht. Vielleicht kann nicht jedes Pferd problemlos über Schotter laufen, oder traut sich nicht durch Engstellen zu gehen oder findet einen steilen Laufweg zu anstrengend.
Falls solche Ursachen zu Vermeidungsverhalten führen (beispielsweise Pferde, die dadurch selten zur Tränke laufen oder keine Rückzugsorte aufsuchen), dann führt dies erst recht zu gesundheitlichen Nachteilen und muss unbedingt geändert werden. Manchmal reicht es dafür schon, Alternativen anzubieten: eine zweite Trinkstelle. Oder ein längerer, aber flacherer Laufweg. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!

sagte der Schmetterling. „Sonnenschein, Freiheit
und eine kleine Blume
gehören auch dazu.“
„Leben ist nicht genug“,
sagte der Schmetterling. „Sonnenschein, Freiheit
und eine kleine Blume
gehören auch dazu.“


Bereit, die Haltung für dein Pferd zu verbessern?
Haltungsoptimierung mit PferdeSinn
Du möchtest wissen, wie du die Haltung für dein Pferd optimieren kannst? Dann kannst du uns entweder einen Besuch am Ponyhof abstatten und unseren Offenstall inspizieren. Oder du buchst ein Online-Coaching und wir evaluieren gemeinsam deine Situation.

Weiterschmökern am Ponyhof-Blog
Wenn du noch mehr über optimierte Pferdehaltung erfahren möchtest, dann findest du dazu zahlreiche Beiträge auf meinem Blog. Hier geht’s direkt zu den Artikeln rund um Pferdehaltung.
